von Blankenheim nach Kronenburg (22.06.2020)

oder der Versuch des Selbstbetrugs

Ich hatte mir alles so schön überlegt:

Der wunderschöne Campingplatz am Kronenburger See, meine Angst vor noch mehr Kilometern, die ich ja auch wieder hätte zurückfahren müssen, hätte ich nur mein Fahrrad nach Kronenburg gebracht und wäre zurück auf meinen Stellplatz in Blankenheim gefahren. Das alles lies mich den nachfolgenden Plan aushecken.

 

Ich blieb einfach in Kronenburg am See und würde mit meinem Fahrrad die läppschen 23 Kilometer nach Google-Maps zurück nach Blankenheim fahren um dann von dort dem Pilgerweg für Radfahrer und Fußgänger nach Kronenburg folgen. Im Grunde ja nur umgekehrt wie geplant.....

Leider vergass ich in meiner gesamten Planung, das ich ja in besagter Kalkeifel mit Tälern und Bergrücken war. Und die verschwinden auch nicht bei einer Google-Planung. Mein Fazit schon am frühen Vormittag dieses Tages war: "Für einen Tag mit Rad (OHNE ELEKTROMOTOR) in der Eifel, kannst Du jedes Cardiotraining im Fitnessstudio wegschmeissen). Ich brauchte geschlagene zweieinhalb Stunden um überhaupt erst einmal wieder an meinem Ausgangspunkt Blankenheim zurück zu kommen. 

 

Dafür wurde ich aber wie immer mit atemberaubender Landschaft belohnt.

Es war Mittag und ich hatte Hunger. Ausserdem dachte ich, wenn Du jetzt was isst, musst Du nicht gleich schon wieder anhalten und Pause machen, ausserdem kannst Du Dir Deinen mitgenommenen Proviant noch ein bisschen sparen. Wer weiß wie lang dieser Weg wird.

Satt und guter Dinge zog ich meinem ersten Etappenziel entgegen. Natürlich, wie sollte es anders sein, immer bergAUF. Und diesmal trabte ich nicht nur mit meinem kleinen Rucksack munter durchs Feld, sondern ich hatte einen blöden Fahrradhelm auf dem Kopf und SCHOB das dazu passende Fahrrad vor mir her. Ich schob, während Menschen die 10 Jahre älter als ich waren, im Verbund an mir vorbeifuhren und schlaumeierisch meinten: "Junge Frau, heutzutage gibt es E-Bikes" Ja, sie sagten E-Bikes. Ich sagte es nicht laut, aber ich sagte es und zahlte in St. Mariä Geburt brav meine Schulden fürs Fluchen in den Kerzenopferstock  an den lieben Gott.

Endlich erreichte ich das Hügelgrab "Russenkreuz". Was es damit auf sich hat, wird auf der in der Nähe stehenden Schautafel gut beschrieben.

Unmittelbar danach mündet der Weg in dem kleinen Örtchen Nonnenbach, mit dieser wunderschönen Kapelle, die leider geschlossen war und der im Pilgerführer auch keine besondere Bedeutung beigemessen wurde.

Dafür gab es hier ein echtes Pipi Langstrumpf Haus. Leider habe ich mich nicht näher rangetraut, weil Herr Nielson in diesem Fall ein, mich lautstark verbellender Hund war, der den ganzen verschlafenen Ort aufweckte.

Ich schwang mich kurzfristig aufs Rad und strampelte bis zur nächsten Steigung von dannen

Die Kalkeifel ist fair! Alles was du raufschiebst, das darfst Du auch wieder runterfahren.Und dann wirst Du schnell. Nach aller Qual kam ich auf irgendeinem Bergrücken mal wieder an und dann ging es die K69 durch Wälder, Wiesen und Felder abwärts. Eine Straße die irgendwie nur für mich alleine gemacht worden war. Eine richtige kleine Straße, aber ausser mir fuhr dort niemand. Manchmal dachte ich nur, hoffentlich versagen Deine Bremsen nicht, aber es war einfach zu schön, als das ich darüber weiter nachgedacht hätte.

 

Und dann führte der Weg wieder auf den normalen Pilgerpfad von den Fußpilgern durch den Wald bis nach oder besser zum Vierherrenstein

Vierherrenstein, im Wald östlich von Dahlem

 

"Der 500 Jahre alte Basaltstein markiert den "Vierländerpunkt"der Herrschaften Jünkerath, Kronenburg, Schmidtheim und Blankenheim. Auf drei Seiten sind die Wappen und Anfangsbuchstaben der Hoheitsgebiete mit Ausnahme von Blankenheim dargestellt......

 

.....Am Vierherrenstein zog die ehemalige Römerstraße von Köln nach Trier vorbei"

Ich weiß nicht mehr wieviel Zeit und wieviele Kilometer und wieviele Bergrücken und Täler vergangen waren oder ich bezwungen hatte. Gegen 17:36 Uhr erreichte mich eine Sprachnachricht von meinem Freund, der der Meinung war, dass ich ja nun vielleicht wieder heile vor meinem Wohnmobil sitzen würde.

Da sass ich allerdings gerade erst vor den Toren meiner vorletzten aber schönsten Etappe und verspeiste endlich Teile meines eingepackten Proviantes. Baasem war auch wieder ohne E-Bike super schwierig zu erreichen, ich hatte mittlerweile einen guten Sonnenbrand auf den Armen, mein Helm drückte und unter meiner Weste schwitzte ich wie ein Bär. Wäre da jemand vorbeigekommen und hätte gesagt "Kann ich sie nach Kronenburg mitnehmen!?" Ich hätte mein Fahrrad verkauft, verschenkt oder abgeschlossen stehen gelassen und wäre mitgefahren.

 

Aber in solchen Orten kommt niemand vorbei und fragt Dich das.....

Also packte ich zusammen, hing mir den Helm über den Kopf, hievte den Rucksack aufs Fahrrad, zog meine Weste wieder an und ging ganz langsam in den Ort. Und dann sah ich sie.

Ich weiß nicht, was an dieser Kirche anders war, aber als ich sie dann so in ihrer vollen Schönheit sah, wurde mir ganz warm ums Herz

Immer wenn ich fluche, bekommt eine Kirche von mir Geld. Ich hoffe, dann dass das Geld nicht für diese riesige Institution "Kirche" ist, sondern wirklich für die jeweilige Gemeinde in der ich gerade bin. Ich bezahle dann für die Kerzen "etwas" mehr, als sie kosten. Diese Kerze war wegen der E-Bike-Geschichten auch keine billige Kerze.

 

In der Mitte das Abraham-Fenster mit besonderer Bedeutung für den Wanderer.

"Der Herr sprach zu Abraham: 'Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandschaft und aus deinem Vaterhaus, in das Land, das ich dir zeigen werde'" (Genesis12,1)

Und das war dann wirklich so, als hätte Gott meine Gebete erhört.

 

 

Die Ruinen der Kronenburg aus dem 15. und 16. Jahrhundert und die heutige Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Kronenburg

Und das hier ist der private Carport der Pfarrerfamilie die sie liebevoll zur Stempelstelle umdekoriert haben.

 

Am linken Pfeiler über der Bank in dem weißen Kästchen ist der Stempel.

Und dann bin ich nur noch ganz schnell heim. Das letzte Bild ist von 20:05 Uhr. Kurze Zeit später lag ich im Bett und habe tief und fest bist zum nächsten Morgen geschlafen