Zum Kreuzberg (06.07.2020)

und weiter nach Sinspelt

Meine Oma väterlicherseits kam aus Neuerburg.

 

Als sie im hohen Alter immer tüddeliger wurde, wollte sie immer weg von Köln und zum Kreuzberg laufen.

 

Da liegt es auf der Hand, dass ich diesem Kreuzberg in Neuerburg mal einen Besuch abstatten musste.

 

Diese Etappe ist also auch für meine Oma.

Auf dem Kreuzberg den man über die Kreuzbergstraße erklimmt steht die Kreuzkapelle.

Der Weg dorthin wird von den 13 Leidensstationen Jesus Christus gesäumt.

Der Aufstieg dorthin ist nicht ohne und ich habe mich den ganzen Weg über gefragt, wie meine Omi das hätte schaffen wollen.

Aber gut, in ihrer Erinnerung, wie sie damals dort hoch gegangen ist, war sie natürlich auch noch viel jünger. Sicherlich auch jünger als ich.

Das alles hier heisst schon Kreuzbergstraße

Aber der eigentliche Kreuzweg fängt erst hier an:

Ich finde, die Tochter von Anton Hess (der Bildhauer, der die ersten Stationen des Leidensweges von Jesus Kreuzigung entlang des Weges herstellte), sieht ein bisschen wie meine Omi aus. Nagut, früher haben sicherlich viele junge Frauen so ausgesehen.

Die 13 Stationen des Leidensweges von Jesus

Leider habe ich die 9. Station nicht mehr unter den Bildern gefunden.

Ich persönlich fand die Geschichte recht spannend und ausserdem konnte ich an jeder Station einige Sekunden verschnaufen, da ich ja ein Bild machen wollte.

Das ist die Kreuzkapelle. Ich war super froh als ich sie erreichte, weil mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Ich hatte nichts dabei, keinen Regenschirm, keine Regenjacke und auch keine Mütze. Irgendwie war ich für das Wetter schlecht vorbereitet.

Unwillkürlich musste ich darüber nachdenken, was ich gemacht hätte, wenn hier oben nicht die Kreuzkapelle gewesen wäre

Draussen begann es richtig zu regnen, aber ich saß auf einer Bank im  Inneren der Kapelle, aß mein Brot im Trockenen und schaute mir die kleine Kirche an

Als der Regen aufhörte bedankte ich mich beim Lieben Gott, dass er mir Unterschlupf gewährt hatte und machte mich wieder auf den Weg nach draussen. Schließlich wollte ich ja noch bis Sinspelt. In meinem Pilgerführer war der Weg bis dort zwar nur mit 8 km angegeben, aber ich musste ja immerhin auch noch zu Fuss zurück

Nachdem ich den Wald verließ klarte das Wetter auch schon wieder auf und die Natur zeigte sich frisch gewaschen von ihrer schönsten Seite.

In einer Schutzhütte hatte ein Wanderer seine Unterhose zum Trocknen aufgehangen und dann...scheinbar vergessen... ich glaube er oder sie wollte sie einfach nicht mehr. Sie war etwas sehr zerrissen...aber ordentlich drapiert

Kurz bevor ich in Sinspelt ankam, führte mich mein Weg an einem winzig kleinen Friedhof vorbei. Zwischen dieser kleinen Kapelle und dem Friedhof war diese super ordentlich gemähte Wiese. Eine kurze Zeit habe ich überlegt, ob dieses große Feld weiterer Platz für den Friedhof ist.

Aber der Friedhof war eingezäunt und die Kapelle stand da einfach so entfernt auf der Wiese und sah hübsch aus. Leider war sie geschlossen.

Dann war ich endlich in Sinspelt.

 

Eigentlich war ich, wie dieses Bild entstand schon wieder fast auf dem Rückweg nach Neuerburg, diesmal aber gerade Strecke über einen Fahrradweg. Insgesamt also nur noch 6,5 Kilometer.

 

Als mein Freund anrief hatte ich natürlich wieder keinen Handyempfang. Also ging ich zurück zum Ortseingang, wo gerade soviel Netz war, das man telefonieren konnte, setzte mich an die Fahrbahn auf den Betonpfosten vom Ortseingangsschild und hielt gemütlich ein Schwätzchen.

 

Dieses Bild wollte ich ihm dann schicken, aber er hat es wohl erst erhalten, als ich schon längst wieder in Neuerburg war.

 

 

Danach dackelte ich gemütlich vor mich hin, immer den Fahrradweg entlang, bis ich irgendwann nur noch wenige Kilometer von Neuerburg entfernt war.

Hätte mir vor vier Wochen jemand erzählt, ich würde einen Bus fahren lassen, der mich nachdem ich gerade 8 Kilometer gewandert wäre, diese Strecke wieder nach Hause gebracht hätte, dem hätte ich einen Vogel gezeigt. Mittlerweile finde ich es ganz spannend, was man alles schaffen kann und der heutige Tag war ja eher ein Kinderspiel für mich.

 

Gegen 19:00 Uhr erreichte ich den Ortskern von Neuerburg und belohnte mich, in der einzig offenen Pizzeria (Montags ist in der Eifel immer Ruhetag), mit einer Pizza Tonno/Hawaii. Danach schwang ich mich auf mein Fahrrad, welches brav am Marktplatz auf mich wartete und fuhr zurück zum Campingplatz