von Neuerburg nach Echternach (09.07.2020)

Ausflug nach Luxemburg

Während der letzten beiden Ruhetage, die auch wieder ziemlich verregnet waren, hatte ich mir überlegt ein wenig Strecke zu machen.

Man darf den Jakobsweg ja auch mit dem Fahrrad erkunden. Im Pilgerführer gibt es hierfür dann spezielle Alternativrouten, wenn der Wanderweg nicht ganz so geeignet ist um darauf Fahrrad zu fahren.

Davon einmal abgesehen, bin ich sowieso davon überzeugt, dass die Verfasser des Pilgeführers E-Bikes meinen; anders kann ich mir manche Roten einfach nicht erklären.

Nunja für mich war das egal, da ich ja nur halb schummeln wollte und das Fahrrad kurzer Hand mit auf den normalen Pilgerweg genommen habe. Schlimmer als die letzte Tour zurück nach Krautscheid (den Waldbergpfad mit Rad hochkraxeln), konnte es meiner Meinung nach nicht kommen.

 

Also legte ich mehrere Etappen zusammen und kam auf insgesamt 42 Kilometer, die sich wie folgt zusammensetzten:

Neuerburg - Mettendorf (10 KM)

Bedingt dadurch dass ich am Montag schon bis Sinspelt zu Fuß gewandert war, was ich einfach deswegen gemacht hatte um nicht nur in Neuerburg zur Kreuzkapelle und zurück zu pilgern, sondern dem ganzen ein paar mehr Kilometer zu geben, kannte ich den Weg, bis auf die letzten drei Kilometer bis Mettendorf. Hinzu kam, dass ich nun sehr schnell am ersten Ziel war, da ich die Strecke bis Sinspelt auf dem Fahrrad- und nicht dem Pilgerweg gefahren bin. Das letzte Stück ging es dann über einen Wanderweg nach Mettendorf zur Kirche St. Margaretha

Mettendorf - Bollendorf (18 KM)

In Mettendorf musste ich dann schnell wieder über die Trierer Bruderschaft schimpfen, weil ich einfach keine Wegweiser fand.

 

Auch der Pilgerführer konnte mir nicht richtig helfen "... gleich links der Hauptstraße Richtung Nusbaum folgen, gegenüber Ausfahrt des Einzelhofes links in Feldweg mit Markierung G abbiegen,..."

 

Ich fand weder einen Einzelhof, noch einen markierten Feldweg. Also entschied ich mich für die Hauptstrasse nach Nusbaum, die ich dann gemütlich hochschob. Diesmal überholten mich Gott sei dank keine vergnügten Rentner auf E-Bikes.

Die katholische Pfarrkirche St. Petrus in Nusbaum wurde in der Zeit 1848 - 1876 gebaut.

 

Ich finde es ganz interessant und beachtlich, dass je kleiner ein Ort ist umso schöner ist seine Kirche.

Das trifft, wie ich finde, auch auf das Innere von St. Petrus in Nusbaum zu.

Hübsch, nicht wahr! Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, würde ich wahrscheinlich in einem dieser Gästezimmer übernachten und nicht in meinem Wohnmobil. Ich denke mal wieder, alles hat seinen Sinn.

 

Diese selbstgebastelten Kilometer-Angaben bis Santiago sehen zwar sehr hübsch aus und ich werde auch weiterhin von jedem Meilenstein ein Foto machen, aber sie widersprechen sich schon sehr.

(Ich habe gestern am 13.7. auf dem Weg nach Welschbillig eines gefunden, das bessagt, dass es noch 2.415 Kilometer sind, obwohl es doch eigentlich weniger werden müssten).

Aber vielleicht ist das ja auch immer Luftlinie, und da der Weg nicht gerade nach Santiago verläuft, stimmt es dann vielleicht doch.

Nach dem ich mich seit dem letzten Hinweisschild mal wieder hemmungslos verlaufen und bestimmt auch wieder zwei Kilometer mehr auf dem Tacho hatte (dadurch dass ich mit dem Rad unterwegs war, war es nicht ganz so schlimm, weil man soll es nicht glauben, aber es gibt in der Eifel auch schonmal gerade und nicht nur hügelige Wege), befand ich mich ab jetzt im Wald.

 

Eine freundliche Nusbaumerin hatte mir den richtigen Weg gezeigt und mir noch viel Spass gewünscht.

"Eine der bemerkenswertesten Landschaften der Eifel ist das Ferschweiler Plateau"

Und dann kommt die Beschreibung, warum alles so bemerkenswert ist. Nur leider habe ich mal wieder nichts von all dem mitbekommen.

Jedesmal wenn ich durch den Wald gehe, auch damals schon in der Schönecker Schweiz, bin ich immer so überwältigt von den Wäldern, dass ich scheinbar, die wirklich wichtigen Dinge nicht sehe.

 

Prähistorische Monumente, die Teufelsschlucht oder die Wikingerburg habe ich nicht gesehen. Aber es gab auch wieder soviele Wegweiser in tausend Richtungen nur Muscheln waren wie immer rar gesät. Ich gehe mal davon aus, dass ich durch meine Muschelsuche im Wald ein wenig abgelenkt war, um die Sehenswürdigkeiten mitzubekommen.

 

Das Fraubillenkreuz habe ich allerdings gefunden, gut mehr aus Zufall, aber das ist es.

Und ich finde, meine Aufnahme ist besser, als die im Buch.

Wahrscheinlich bin ich auch öfter mal im Kreis gegangen. Irgendwann kam ich auf einen Weg, der eigentlich nicht mehr fahrradtauglich war (weder E-Bike noch Dreirad). Es gab aber kein zurück für mich, weil genau diesen Weg schmückte eine gelbe Muschel auf blauen Grund. Und wenn schonmal eine da ist, dann wird sie auch gebührend beachtet.

 

Der Weg wurde immer schmaler und zugewachsener und mir kam die blöde Idee, dass es einen Sinn hatte, wenn im Pilgerführer in "Wegstrecke zu Fuß" und "Wegstrecke per Rad" unterschieden wurde.

Ich schob trotzig vor mich hin, säbelte Gräser und Sträucher nieder, entschuldigte mich beim Lieben Gott fürs Fluchen und sah auf einmal Menschen in gebückter Haltung auf einer Lichtung aus lauter bodennahen Büschen.

Da pflückten Wanderer Heidelbeeren. Echte Heidelbeeren. Diese kleinen Beeren die ich zu Hauf als Kulturbeeren im Supermarkt kaufte und morgens zum Müsli aß.

 

Ich grüßte höflich, murmelte etwas davon, dass ich mich mit dem Rad wohl etwas verfahren hätte, worauf mir der kleine Junge, der Lippen und Zunge schwarz vom Beeren naschen hatte, entgegnete, dass da unten der Pfad wieder auf den richtigen Weg führen würde.

 

War also alles halb so schlimm und ich war mir sicher, ich und mein Fahrrad würden überleben. Mit einer Hand mein Rad haltend mit der Anderen Heidelbeeren pflückend und in den Mund steckend, schob ich an der sammelnden Familie vorbei.

 

Kurz danach führte der kleine Pfad auch schon auf den Waldweg zurück und wenig später auf eine geteerte steile Bergstraße Richtung Bollendorf....oder der Muschel folgend auf einen noch schmaleren Waldpfad, man nennt es wohl auch Fußpfad, Richtung Römischer Villa und Burg Bollendorf.

 

Mit schlechtem Gewissen maltretierte ich meine Bremsen und lies mir den Fahrtwind Richtung Bollendorf um die Nase wehen. Wäre ich nur mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, wäre genau dies mein Weg laut Pilgerführer. Ja, mit ein bisschen Übung kann man jedes Gewissen beruhigen.

Bollendorf ist ein kleiner netter Ort an der Sauer und der Grenze zu Luxemburg. Die Sauer ist praktisch die Grenze und die beiden Länder werden durch eine Brücke verbunden, die zu Hochzeiten von Corona geschlossen war

St. Michael in Bollendorf

Bollendorf - Echternach (8 KM)

In Ermangelung von gelben Muscheln auf blauem Grund richtete ich mich nach dem Angaben in meinem Buch und folgte der Sauer flussabwärts auf der deutschen Seite.

Unbeschreiblich schön. Hier konnte ich dann wirklich mal Fahrrad fahren, deswegen gibt es auch nicht so viele Bilder.

 

An diesem Quellwasserbrunnen hab ich dann wie ein richtiger Pilger erstmals meine Wasserflasche gefüllt, sodass ich kein im Supermarkt gekauftes Wasser mehr bei mir hatte, sondern echtes Quellwasser (worüber man sich als Stadtmensch, der sein eigenes Leitungswasser nicht trinken kann, weil im Keller eine Salzanlage installiert ist um das Wasser weich aber geschmacklich abartig macht, so alles freuen kann), und

es hat richtig richtig gut geschmeckt. (Anmerkung für meinen Lektor: 2x richtig, ist gewollt:))

Und hier gings dann rüber nach Luxemburg

Kurz vor Echternach gab es dann diese Stele, die behauptet, dass es ab hier noch 2.431 Kilometer sind, wo es doch vor 20 Kilometern schon nur noch 2.400 Kilometer waren. Man weiß es nicht. Vielleicht werde ich es herausfinden, warum es so ist, wie es ist. Vielleicht ist es aber auch gar nicht wichtig. Wenn ich angekommen bin, bin ich angekommen, egal wieviel Kilometer es waren.

Dann kam das Ortseingangsschild Echternach und unmittelbar danach die Auffahrt zum Campingplatz in Echternach. Besser konnte man es nicht antreffen. Ich reservierte mir ein Plätzchen für ab dem nächsten Tag, schloß mein Fahrrad vor der Rezeption an und ging zu Fuss in den Ort um etwas zu essen und eine Rückfahrgelegenheit nach Neuerburg zu finden.

Naja, die 3.000 Kalorien musste ich meinem Körper ja irgendwie auch wieder zuführen.