von Echternach nach Welschbillig (13.07.2020)

Meine erste Blase

Eigentlich wollte ich einen dritten Camping-Sonnen-Tag einlegen. Der Montag war der heisseste Tag von den drei Tagen in Echternach.

Eigentlich wollte ich ihn mir gönnen. Leider meinte meine Wetter-App aber, dass es Dienstag regnen würde. Bisher hatte ich immer Wanderwetterglück und im Regen wollte ich nach meinem damaligen Gewitter-Erlebnis eigentlich nicht 14 Kilometer nach Welschbillig wandern.

 

Also plante ich um, zog mein Käppi auf und schnürte mein drittes mitgenommenes Paar Wanderschuhe. Es waren wunderbar weiche und super leichte Laufschuhe. Ich hatte sie mir mal zum Joggen gekauft und dachte, was dafür geht, geht auch zum pilgern.

 

Als ich am Sonntag auf Sightseeing in Echternach war habe ich mir schon angeschaut, wo denn nun diese Sauerbrücke ist und dachte großzügig, du läufst vom Campingplatz aus dahin.

 

Ich hatte mir irgendwie Zeit gelassen und es war schon gut nach 12:00 Uhr als ich loszog.

"Diese relativ kurze Etappe und das Bitburger Gutland bietet schöne und weite Ausblicke auf das Sauertal. Im Sauertal führt ein reizvoller Fußpfad zwischen ehemaligen Weinhängen hindurch nach Minden, wo die Prüm in die Sauer mündet"

 

Es war ein gemütlicher schöner Weg auf geteerter Straße. Die Temperaturen waren gerade noch so zum aushalten und unter dem Ufo, was da von weitem auf mich zukam, gab es sogar mal etwas Schatten. Das Ufo stellte sich als bald als das symbolische Weintor heraus, durch welches ich dann auch, nicht nur des Schattens wegen, einfach mal durchgegangen bin.

Kurze Zeit später hab ich dann ein echtes Ufo gesehen.... schon riesig diese Transportmaschinen... hatte erst ein bisschen ein mulmiges Gefühl, weil sie war laut und sie flog direkt über mir. Auf diesen Handybildern kommt nicht so richtg zum Ausdruck wie tief sie eigentlich flog.

Da Minden nicht so sehr weit von Echternacherbrück entfernt war, war ich zur heissesten Mittagszeit dann auch schon da und freute mich auf die kühle Kirche.

An der Wand hing der heilige Jakobus und direkt darunter lag das in Kirchen übliche "Gästebuch" in dem Wanderer oder Pilger ihre Bitten und Wünsche an den Lieben Gott niederschreiben dürfen.

 

Ich habe ihn natürlich wieder einmal darum gebeten, mir die Kraft, den Mut und den Willen weiterhin zu geben, dass ich irgendwann in Santiago ankomme.

 

Er sagte, er würde sich drum kümmern...

Nachdem auch hier die Wegbeschreibung nicht so hundertprozentig war, liess ich mir von der Wirtin aus der Kneipe gegenüber, wo es auch den Pilgerstempel von

St. Silvester gab, den Weg weisen.

 

Sie meinte nur: "Nach der Brücke den Berg rauf"

 

Nun ja, ich war es ja selber schuld. Nur weil ich dachte 14 Kilometer sind doch ein Kinderspiel, da kannst du doch erst mittags losgehen, heisst das nach wie vor nicht, dass ich mir Gedanken über Sonne am Mittag auf geteerten Straßen gemacht hatte.

 

Aber jetzt ging es ja erstmal den Berg in Serpentinen rauf durch den Wald... auf geteerten Strassen.

Und dann geschah das Wunder. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich gab es Muscheln im Übermaß. Bis jetzt habe ich mir noch nicht die Mühe gemacht, nachzuschauen, warum diese Wegstrecke anders beschildert war. Aber es war echt ein Wunder, dass nicht an jedem Baum eine Muschel angebracht war:

Ich freute mich sehr über diese wunderschöne und pompöse Beschilderung des zwar schattigen, aber asphaltierten Waldweges, der in Schlangenlinien nach oben führte. Ich hatte die ganze Zeit schon ein komisches Gefühl unter dem rechten Fuss. Wie als hätte ich einen winzigen Stein im Schuh. Oder aber meine Füsse schwitzten sich gerade einen Wolf, hatte ich doch dicke Wandersocken trotz dieses Wetters an.

Dann stieß ich auf dieses Schild und wunderte mich, da ich doch fast oben war und dann der Teil mit den weiten Blicken auf das Bitburger Gutland folgen sollte.

Was sollte denn jetzt schwierig werden?

Ich hätte nie gedacht, dass ich ebene, geteerte Wege einmal als anstrengend empfinden würde. Mittlerweile tat mir mein Fuss doch so weh das ich nachschauen musste. Richtig etwas sehen konnte man noch nicht, aber ich dachte mir, dass es vielleicht besser ist, mal ein Pflaster drauf zu kleben. Hätte ich doch direkt ein anständiges Blasenpflaster genommen...

Endlose Weiten...

. . . noch mehr endlose Weiten,

und dann kamen die ersten Windfelder

Der Ort, den man vor sich sieht, wenn man auf der Bank sitzt, ist Eisenach.

Einige Bewohner die mittlerweile im Ruhestand sind, haben sich zusammengetan und diese Stelle für Wanderer und Pilger geplant und gebaut.

Zeitgleich haben sie einen Gedenkstein gesetzt um an den Beginn von Corona zu erinnern. Gedenkstein und Tisch sind aus dort heimischem Dolomitengestein. Zwei einlaminierte geschriebene Erklärungen setzen den vorbeikommenden Besucher ins Bild.

Ausserdem gibt es in diesem Kasten auch noch ein Gästebuch mit Kugelschreiber, sodass Jeder einen Gruß dort lassen kann.

Existent ist diese Gedenkstätte erst seit dem 04.07.2020

Da ich dachte Eisenach wäre vielleicht schon Welschbillig taten meine Füsse jetzt immer schlimmer weh und ich musste mich aufraffen den heutigen Tag richtig schön zu finden. Aber dann fand ich wieder hübsche Wegweiser und es ging wieder ein gutes Stück besser.

Bald bin ich angekommen...

Noch musste ich ein bisschen durchhalten. Aber eines hatte ich an diesem Tag gelernt: Nicht alles was einfach scheint, ist auch in der Realität einfach.

Endlich angekommen.

Als ich endlich wieder zu Hause war und aus der Dusche kam, gönnte ich meinen Füßen erst einmal eine Fußpackung. Im Anschluß daran stellte ich dann fest, dass ich mir zwei fette Blasen gelaufen hatte.

Jetzt hoffe ich mal, dass die nächsten beiden Tage Ruhe, auch die Blasen wieder abheilen lassen...