von Trier nach Mannebach (25.07.2020)

Eine fast echte Fahrradtour

Am Samstag ging es dann mit dem Fahrrad von Trier nach Mannebach.

Auch wenn die Wegstrecken bergauf mit dem Fahrrad anstrengender sind, wie wenn ich sie nur wandern würde, so ist es doch jedesmal Belohnung für mich und Erleichterung für meine Kniee, wenn ich die BergAB-Strecken auf dem Sattel sitzenderweise verbringen darf.

Es ist für mich auch eine gute Möglichkeit die Taxikosten zu reduzieren.

 

Aber letztendlich müsste ich schon zu meinem Ursprungsplan zurückkehren, dass ich das Fahrrad VORHER an den Ort bringe zu dem ich hinwandere.

 

Naja, im Moment ist es dann halt eher eine Mix-Pilgerung.

Ich weiß gar nicht warum ich das immer so rechtfertigend vor mir und der Welt zur Sprache bringe. Dadurch, dass ich jedesmal auch wieder zurückfahre, was doch auch wieder mit Schieben verbunden ist, bin ich den Pilgerweg alle Male gelaufen.

Der Weg führt am Moselufer, vorbei an einem kleinen Yachthafen kurz vor Konz und der Saarmündung zu dem jetzigen Konz-Karthaus.

In diesem unscheinbaren kleinen Vorort von Konz steht das ehemalige Kartäuserkloster.

Heute gehört die ehemalige Klosterkirche St. Johann Konz-Karthaus; das ehemalige Kloster ist im Eigentum der Stadt und dient als Bürgerhaus und Kulturzentrum. Das letzte Bild zeigt die Rückfront des Gebäudes. Sie ist zeitgleich die Kulisse des Schulhofes des Ortes

Wahrscheinlich liegt es an Corona, aber diese kleinen Orte hier wirken alle so einsam und verlassen. Und ich glaube nicht, dass es meine eigene Traurigkeit ist, wie die Frau in Waxweiler dachte.

Eine alte Butzenscheibe mit dem Werbezug der Firma Königsbacher als Fenster in einem normalen Wohnhaus. St. Franziskus achtet auf die Stadt. Den heiligen Johann habe ich irgendwie nicht gefunden, dafür aber einen kleinen Engel der vor runtergelassenen Rolladen ebenfalls seinen Dienst versah.

Kurz vor der Konzer Brücke mündet die Saar in die Mosel. Leider kann man die beiden Flüsse trotz Panoramabild nur erahnen

Durch das Mannebachtal ging es dann weiter bis nach Tawern zur St. Margaretenkapelle.

Schön finde ich es immer, wenn entlang des Weges für uns Pilger gekennzeichnete Möglichkeiten sind, wo man rasten oder seine Notdurft verrichten kann.

"In der Nische über der Tür wacht seit 1985 die Patronin derKirche mit Krone, Palme und angekettem Drachen."

"Im Garten vor dem ersten Haus auf der linken Seite in Tawern steht ein steinerndes Nischenkreuz (um 1500). Vieles spricht dafür, dass es sich um ein Wetterkreuz handelt.

Bei sogenannten Wetterprozessionen wurde, um mit der Kraft Christi Unwetter zu bannen, die heilige Eucharistie in einem Kelch oder einem Leinentuch in die Nische des Kreuzes gelegt und verehrt"

 

 

In Tawern selbst, habe ich dann leider die eigentliche Kirche verpasst (das rechts im Bild ist keine Kirche sondern ein Ehrenmal für die im Krieg gefallenen Tawerner). Ich kam irgendwie so unglücklich den Berg hinunter in den Ort, dass ich die Kirche erst sah, als ich mich umdrehte, als ich Tawern bereits wieder am verlassen war. Noch immer bin ich nicht sicher, ob das was ich sah, vielleicht doch die Kapelle St. Margarethe war.

Seltsamerweise wird aber auch im Pilgerführer nicht weiter von einer Kirche gesprochen, ausser dass man im Pfarrsaal von St. Peter und Paul gegen Vorlage des Pilgerausweise und mit einer Isomatte und einem Schlasack übernachten kann.

Den Pilgerstempel für Tawern erhält man von der guten Frau Scheidt, in der Römer Str. 40, die ganz traurig ist, dass dieses Jahr noch nicht viele Pilger bei ihr vorbeigekommen sind. Dieser Stempel ist ein hübscher Stempel, trägt aber den Namen von der Dame und ihre Adresse und zeigt Jakobus als Pilgerer. Wer mag wohl diese Frau Scheidt sein und was ist mit der Kirche St. Peter und Paul?

"Auf der wichtigen Römerstraße Metz-Trier wurde im 1. Jh.n.Chr. die Tempelanlage Tawern errichtet."

Hier auf dem Metzenberg, vor den Toren Triers, war ein idealer Ort, um den Göttern für die gelungene Reise zu danken oder um Schutz für die soeben begonnene zu bitten. Erst in den Jahren 1986/87 entdeckte man bei Ausgrabungen Reste der Anlage sowie Münzen, bauliche Elemente und plastische Darstellungen, die eine genaue Rekonstruktion der Tempel mit Nebengebäuden und Toranlagen ermöglichten. Es wird vermutet, dass der Komplex gegen Ende des 4. Jh. durch die Christen zerstört wurde.

Einmaliger Blick vom Metzenberg auf Tawern und in der Ferne bei gutem Wetter (oder besserer Kamera) Trier.

Nun verläuft der Jakobsweg auf der historischen Römerstraße. Mit herrlichen Weitblicken wandert man teils durch Wald, teils über freies Feld.

Nachdem man aus dem Wald, das letzte Stück über die Landstraße gewandert ist betritt man den kleinen Ort Kümmern.

 

Von dort geht es eigentlich weiter nach Merzkirchen. Der Pilgerführer hat die Etappe Trier-Merzkirchen aber in a) und b) unterteilt, da es wohl kilometermässig ansonsten zuviel würde und schlägt vor in Mannebach zu übernachten.

Da ich ja als Mix-Pilgerin unterwegs war hatte ich überlegt einfach weiter zuziehen.

 

Im Pilgerführer wurde zwar von einem besonders idyllischen Fleckchen am Ende des Ortes Kümmern gesprochen, aber den wollte ich mir dann sparen um Strecke zu machen. Das wiederum schien der liebe Gott nicht so für mich geplant zu haben, denn er schickte mir mal wieder einen Engel in Form ein sehr netten "Kümmer(n)in"

 

Auf die Frage, wie es denn ab hier weiterginge (vor lauter Eifer, hatte ich schon wieder meine Muscheln übersehen), zeigte sie den Berg hinauf und meinte: "Das sind mindestens nochmal gute 10 Kilometer reine Landstraße und zwar noch zwei mal den Berg rauf und runter. Gehen Sie doch besser in Mannebach im Brauhaus was leckeres essen und fahren gemütlich nach Trier zurück." Ich hatte ihr natürlich vorher meine Geschichte erzählt. Von daher entschied sie dann auch für mich, dass es bis Merzkirchen und zurück, dann doch zu weit werden würde.

 

Ich nahm ihren Ratschlag an und überlegte mir, dass ich dann ja Zeit hätte mir den Ort, von dem der Pilgerführer schrieb: "Ein idyllisches Eckchen befindet sich am Ende der Brunnenstraße, wo die gefasste Quelle des Kaltenborn in eine Brunnenanlage aus Steintrögen fliesst, an die sich südlich eine Hofanlage aus Quereinhaus mit Hofraum anschließt" anzuschauen.

Hier lebten auch Engel.

Eine Frau meines Alters mit ihrer Mutter. Vor sieben Jahren war der Ehemann der Frau gestorben und zwei Jahre später ihr Vater.

Ursprünglich war dieser Ort ein Milchviehhof mit angrenzender Weide. Eine zeitlang haben die beide den Hof noch bewirtschaftet aber dann nach und nach alles verkauft. Elke arbeitet engagiert in der Altenpflege und hat nebenbei dieses kleine Paradies aus dem ehemaligen Bauernhof geschaffen. Dass sieh in meinem Pilgerführer erwähnt sind wussten beide Frauen nicht.

 

Die Quelle ist schrecklicherweise am versiegen, die wenigen Tropfen, die noch aus dem Rohr sickern, werden in einer Plastikwanne aufgefangen.

Die Mutter sagt, dass es kein Wunder sei. Die letzten drei Jahre wären viel zu trocken gewesen, das hat schreckliche Auswirkungen auf die Natur.

Auch in diesem Jahr ist es viel zu trocken. Der Grundwasserspiegel sinkt und sinkt. Die Bäume werfen vor lauter Hilflosigkeit bereits jetzt ihre Früchte ab, weil sie, sie nicht mehr mit Wasser versorgen können. Das tun Bäume um sich selber vor dem Tod zu schützen. Elke sagt, um wieder einen normalen Grundwasserpegel zu erreichen, müsste es DREI MONATE TAG UND NACHT regnen.

Während ich das hier schreibe, muss ich anfangen zu weinen...

Elke und ihre Mama haben mich noch zum Kaffee eingeladen. Dann sind noch zwei andere Pilgerinnen vorbeigekommen und wir haben zu fünft unter dem neuen Pavillion gesessen und erzählt.

 

Elke bot mir noch an, ich könne mich am Montag zu ihr aufs Grundstück stellen um von dort aus dann weiter nach Merzkirchen zu pilgern.

Gerne hätte ich Ihr Angebot angenommen, aber ich hatte große Angst, das am Hang liegende Grundstück mit dem riesigen Bürstchen anzufahren.

Irgendwann musste ich mich aber losreissen, sonst hätten wir noch den ganzen Abend gequascht und ich trat den Heimweg an.

Ja, es war schon ein wenig später als sonst, als ich nach Hause kam....