von Mannebach nach Merzkirchen (29.07.2020)

der vorletzte Ort in Deutschland

Merzkirchen ist natürlich nicht der vorletzte Ort in Deutschland. Aber auf den Pilgeretappen ist er es schon. Nach Merzkirchen kommt nur noch Perl und dann geht es auch schon nach Frankreich rein.

 

Das Dumme ist, dass es zwischen Trier und Perl auf der Strecke der Jakobsweg-Etappen nun keine Stellplätze mehr gibt. Da ich aber ja immer noch nicht gelernt habe autark zu stehen, suchte ich nach Möglichkeiten und entschied mich für Saarburg.

 

Nachdem ich Sonntag noch ein wenig rumgeputzt und meine Abfahrt vorbereitet hatte, ging ich Montag nochmal richtig einkaufen (Aldi, Edeka, Berger). Dann fuhr ich nach Saarburg auf den Campingplatz im Leukbachtal.

 

Merzkirchen ist von Saarburg keine 6 Kilometer entfernt. Ich musste ja aber nicht von Saarburg nach Merzkirchen, sondern von Mannebach,

Dies bedeutete also, dass ich zuerst zurück nach Mannebach bin und dann rauf nach Kümmern über Fisch weiter nach Merzkirchen.

Von Merzkirchen zurück nach Saarburg war dann wieder die reine Freude, vor allem bei den Temperaturen die im Moment herrschen.

 

Aber der Reihe nach:

Mannebach ist von Saarburg um die 8 Kilometer entfernt. Ich dachte, das könnte ein gute Fahrradtour werden, weil ich wusste oder eher dachte, dass es erst ab Mannebach steil nach oben geht. Weit gefehlt! Auch die Strecke bis Mannebach war kein reines Zuckerschlecken.

Dort endlich angekommen, wanderte ich über Kümmern weiter parallel zur alten Römerstraße über Wiesenwege weiter Richtung Fisch.

Es war warm und ich freute mich des Lebens, obwohl ich zwischendurch dachte: "Jetzt ein Mountain-Bike wäre auch nicht schlecht".

In Fisch gibt es die kleine Kapelle St. Wendelinus die natürlich auch ihre Geschichte hat, aber leider geschlossen war.

Kurz nach Fisch, nach dem man ein kurzes Stück durch den Wald gegangen ist, gelangt man zu den Rehlinger Höfen und danach zur Rehlinger Kirche St. Jakobus.

Um dort hin zu kommen musste ich allerdings ein wenig turnen. Ohne Fahrrad wäre es ein wenig einfacher gewesen. Aber was soll's, es hat ja geklappt

Die sogenannte Baumunterquerung

Die Rehlinger Kirche St. Jakobus.

Und während ich das hier gerade schreibe, ärgere ich mich in Grund und Boden. Mein erstes Pilgerführer-Buch heißt: Wege der Jakobspilger im Rheinland. In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen. Mein zweiter Pilgerführer heißt: Jakobsweg Marburg-Trier-Vézelay. Das Buch ist etwas kleiner und handlicher und nach Trier habe ich dann das kleine Buch mitgenommen.

Jetzt wo ich in beiden Büchern zeitgleich nochmal nachlese, um das wichtigste für mich wieder in Erinnerung zu rufen, lese ich im ersten Buch: "Vor dem Portal ist auf Initiative des Bürgerservices im Wegepflaster eine Bronzeplatte eingelassen worden. Abstrahiert wird darauf der Jakobsweg von Köln nach Santiago de Compostela gezeigt.

 

Wie man sieht, komme ich von hinten, um dann aussen an der Kirche vorbei weiter zu gehen.Ich habe die Platte nicht gesehen!!!

 

Stattdessen habe ich aber die wunderschöne WC-Möglichkeit auf Bild gebrachtund mich dafür auch dolle beim lieben Gott bedankt, da sie mir sehr geholfen hat.

Ich hätte schon gerne ein Bild von der im Boden eingelassenen Bronzeplatte. Vielleicht fahre ich auf dem Rückweg einfach nochmal an St. Jakobus vorbei.

 

Nun ja, dafür habe ich hier und in jeder anderen Kirche am heutigen Tage dem lieben Gott eine Kerze geopfert, die nur für das Gelingen der Hochzeit meiner Tochter gebrannt hat. Sie war sehr traurig, da sie eine Absage von einem ihr sehr wichtigen Menschen erhalten hat.

Manchmal muss man einfach Prioritäten setzen, auch wenn es unbewusst geschieht.

 

Man mag es gar nicht für möglich halten WIE SEHR man sich über eine solche kühle Örtlichkeit freuen kann und sie wahrhaftig als ein Geschenk des Himmels ansieht.

Es gab sogar Seife und Zewa zum Hände abtrocknen.

St. Jakobus.

 

Da oben die Treppen hoch ist meine Bronzeplatte.

Nach weiteren 4 Kilometern bergauf schieben erreichte ich dann Körrig, was schon zum Kreis Merzkirchen gehört.

Merzkirchen ist ein hässlicher Ort, der aber eine schöne alte Kirche hat und nette Menschen wohnen dort auch. Es ist irgendwie schon wahr: Corona verändert alles. Manche Kirchen sind geschlossen, teilweise sind Pfarrämter gar nicht mehr besetzt. Pilgerstempel gibt es keine mehr und Ortschaften wirken verlassen. Ich hoffe sehr, dass sich dies im nächsten Jahr wieder ändert.

 

Gegenüber der Kirche war ein kleines Gehöft mit spielenden Kindern, einem Planschpool und einer Frau die Wäsche aufhing. Ich zog mir meine Maske auf und ging rüber und fragte nach dem Pfarramt oder der Herberge, in der ich den Pilgerstempel bekommen würde, da er in der Kirche nicht mehr ausliegen würde.

 

Sie wirkte erfreut und betroffen zugleich und meinte traurig, dass es ein Pfarramt hier nicht mehr geben würde. Die Herberge hätte geschlossen, aber sie würde kurz den Ortsvorsteher fragen, ob er den Stempel habe.

 

Der Ortvorsteher war ihr Vater und ich bekam meinen Stempel von Merzkirchen.

Ich liess mir noch schnell die geschlossene Herberge zeigen, weil ab da der Weg weiterführen sollte nach Perl.

 

Der momentane Plan sieht vor, dass ich das Wochenende noch hier in Saarburg auf dem Platz verbringen werde und am Montag nach Merzkirchen fahre und den netten Ortsvorsteher frage ob ich zwei Nächte auf dem Vorplatz der Herberge stehen darf.

 

Von dort werde ich dann, diesmal aber ohne Fahrrad nach Perl wandern und mit dem Taxi zurückkommen.