21. Juli 2020

 

Meine Freundin schrieb mir zuletzt:

 

"Hab gerade schon weitergelesen. Schön. Bis auf die vielen Kirchen und Kapellen. Ich habs nicht so mit dem religiösen Gedöns. Hattest Du das vorher auch schon so?"

 

Ich habe ihr geantwortet:

 

"Keine Ahnung. Aber denke schon, dass es etwas gibt, was uns leitet. Ich nenne das halt: "Lieber Gott" und Kirchen finde ich einfach als Bauwerke phänomenal. Was die damals teilweise hingestellt haben, und welcher Pomp oder welche Einfachheit manchmal in ihrem Inneren versteckt ist"

 

 

Ja, ich bin gläubig. Ich glaube an etwas, was in und um uns ist und uns führt und leitet. Der Eine lässt sich leiten und ist sensibel für die kleinen Schubser, die er von dieser Macht erhält und der Andere möchte die kleinen Hilfestellungen einfach nicht wahrnehmen.

 

In der Basilika St. Willibrord habe ich auf dem Tisch "Gebete zum Mitnehmen" dieses Gebet gefunden.

Alle anderen Gebete waren jeweils als kleiner Stapel zum Mitnehmen vorhanden. Nur dieser Zettel lag alleine auf dem Tisch auf einer Ecke, so dass er fast am runterfallen war.

 

Es ist mein Gebet. Ich habe es mitgenommen und es hängt nun in meinem Wohnmobil und es ist so wunderbar wahr.

2. Juli 2020

 

In drei Tagen ist Vollmond und ich merke es. Seit drei Tagen bin ich unzufrieden. Unzufrieden mit meiner Laune, unzufrieden mit meiner Leistung. Meine Ruhe ist verschwunden, ich rege mich wieder über jeden Pups unverhältnismässig auf.

 

Die Beschilderung ist unter aller Kanone, es regnet, ich schaffe zu wenig Strecke in zuviel Zeit. Mein Wohnmobil steht zu schräg, sodass ich nicht mehr so schön schlafe. Es fällt mir schwer an meinem Blog zu schreiben, weil ich mich lieber durch Fernseher, Facebook oder Womo putzen ablenken lasse.

Aber was will ich denn wirklich?

Ich kann ja gar nicht in Santiago meinen Geburtstag feiern, weil ich in dem Schneckentempo in dem ich mich fortbewege und die Tatsache berücksichtigend, daß ich von November bis Februar nicht über die Pyrenäen reisen werde, es mit Sicherheit nicht schaffe am 10. März in Santiago de Compostela zu sein..

 

Und das alles ist auch gar nicht schlimm!.

Mein einziges Ziel ist es, ohne Druck, ob zeitlich oder mental den Jakobsweg zu gehen. Und wann ich in Santiago de Compostela ankommen werde, ist völlig egal

Ich habe Excel-Tabellen gemacht, Listen geführt, Routen ausgedruckt.

 

Und jetzt mach ich alles anders.

 

Und das ist gut so!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Hallschlag, den 21.06.2020

Und dann war da noch der nette Bekannte der meinte:

 

"Boaah, Gabi, bei DER Planung kommst Du ja nie irgendwo an"

 

Doch!

 

Jeden Tag und jeden Kilometer ein Stückchen mehr bei mir selbst.

 

Das zumindest ist mein Ziel.

Gestern schrieb mir Jemand:

"Ich werde Deine Reise verfolgen...wie schön, dass Du uns daran teilhaben lässt"

 

Es hat mich sehr gefreut, dass sich jemand darüber freut an meinen Gedanken, Abenteuern, Bildern und Gefühlen teilhaben zu können.

 

Deshalb hier meine Bitte an alle: Egal, wie lange meine Reise dauert, wie sehr sich meine Ansichten verändern, wie ich meine Gefühle zum Ausdruck bringe oder wie ich schreibe, bitte begegnet mir jederzeit mit dem Respekt und der Menschlichkeit die ein jeder von uns verdient hat.