von Euskirchen nach Bad Münstereifel 16.06.20

Nach dem ich zum Frühstück noch unerwarteten Besuch von einem lieben Bekannten aus meiner Wohnmobilgruppe hatte, bin ich dann pünktlich um 11:11 Uhr, wie sich das für ein kölsches Mädchen gehört, bei immer schöner werdenden blaugrauen Himmel losgeszogen auf meine erste Etappe nach Bad Münstereifel.

Gerade bei, wie man sieht, wunderschönem Wetter in Stotzheim angekommen, hab ich dann den Klosterhof entdeckt. Wäre ich schon länger unterwegs gewesen, hätte ich hier sicherlich überlegt zu rasten. Schon alleine wegen des witzigen Mundschutzverbotes. So sind sie halt auf dem Land.

Kurz vor St. Martin (das roteAuto konnte ich leider nicht wegschieben) erreichte mich dann eine heiss ersehnte sehr gute Nachricht und ich habe die Chance genutzt und habe dem lieben Gott direkt mit einem Kerzchen "dankeschön" sagen können.

Dann führte mich der Weg endlich in den Wald, zwischendurch immer mal wieder an Wiesen und Felder vorbei. Leider sollte der Wetterbericht Recht behalten und es zog sich immer mehr zu. Um so schöner sind die Bilder von der alt ehrwürdigen Hardtburg geworden.

 

Irgendwann hätte ich fast den Weg nicht mehr gefunden, bis ich dann die Info entdeckte, dass die werte Pilgerin ab hier bis Kirspenich den Markierungen des Erft-Radweges folgen soll. Nun ja, wenn man nur den Bildchen folgt und auf einmal "seines" nicht mehr sieht, muss man halt zurück und den Weg suchen. Naja, eigentlich wie Schnitzeljagd, nur viiiel spannender.

 

Da auch die Wetterlage zunehmend unentspannter wurde, war ich richtig glücklich, die Kirchturmspitze von Kirspenich zu erblicken

Diese Brücke unter der ich stehe ist kurz vor Kirspenich. Bis dahin war alles noch spassig, weil der Regen nur so ein bisschen vor sich hintröpfelte. Ich entledigte mich bedingt durch die schützende Brücke im Trockenen einer dringenden Notdurft und dachte, dann in Kirspenich irgendwo meine leckeren Brote verspeisen zu können.

 

Leider weiss ich noch nicht, wie ich auf dieser Website hier Videos hochladen kann. Dieses würde dann erklären könen, dass zwischen Bild 1 und 2 Welten liegen.

 

Ich kam nämlich gemeinsam mit einem handfesten Gewitter in diesem kleinen Örtchen an. Dass ich weder auf dem einen noch auf dem anderen Bild wirklich nass aussehe, habe ich lediglich einem kleinen Schirm und einer großen Mülltüte zu verdanken. Mir blieb nichts anderes übrig als Hausfriedensbruch zu begehen, indem ich mich einfach in ein leeres Carport geschlichen habe, welches im Besitz eines sicheren Metalldaches war.

Dort habe ich dann die schlimmste Phase des Gewitters abgewartet und nachdem es ruhiger wurde und nur noch stetig regnete, mich wieder auf den Weg gemacht. Hatte ich doch im Internet ergoogelt, dass dieser Ort eine Eisdiele und eine Konditorei besaß. Ich freute mich schon auf eine leckere Latte

Leider entpuppte sich die Eisdiele als eine winzig kleine Räumlichkeit, in die ausser der Eistheke noch die gestapelten Tischchen und Stühle vom Gehweg-Geschäft Platz gefunden hatten und die Konditorei war ebenso überschaulich und sicherlich nicht dazu geeignet dort Kaffee zu trinken.

 

Das einzig freundliche an diesem doch im Regen recht tristen Örtchen, war das sauber polierte uralte 4711 Schild. Leider nicht groß genug um sich darunter unter zu stellen

Das ist die Hubertus-Kapelle am Ende des Ortes, die natürlich abgeschlossen war, sodas auch hier kein Unterkommen möglich war.

Mittlerweile nieselte es aber auch nur noch und das Gewitter zog langsam an einen Ort von dem ich hoffte dass er nicht mein Ziel war.

Gegenüber dieser hübschen kleinen geschlossenen Kapelle befand sich ein hübsches Fachwerkhaus, deren Besitzer wohl meinten es sähe hübsch aus, wenn sie dieses hübsche Schild dort anbringen. Sinnigerweise stand am Zaun des Gartens ein zweites Schild mit der Aufschrift: "vorsicht, bissiger Hund"

 

Tapfer ging ich an beiden Gebäuden vorbei, hinaus in die Ungewissheit.....

Etliche Kilometer und Stunden später (nein, es kam mir nur so vor), es nieselte und windete vor sich hin. Mein kleiner Schirm tat tapfer seinen Dienst und die mittlerweile zerrissene Mülltüte deckte so gut sie es eben konnte meinen Rucksack ab. Ich hatte Hunger und suchte ein Fleckchen wo ich rasten, trocknen und ausruhen konnte.

Da fand ich sie. Ein trockene Scheune mit Heu. Manchmal ist man wirklich mit Kleinigkeiten unendlich zufrieden...

Gestärkt und glücklich machte ich mich auf den Weg um die restlichen Kilometer nach Bad Münstereifel zu laufen.

Man soll nicht meinen, dass zwei winzige Kilometer sooo unendlich lang werden können

Es waren die längsten zwei Kilometer, die ich jemals in meinem Leben gegangen bin. Man darf ja nicht vergessen, Frau Jakomo ist ein unsportliches Stadtkind......

.....die längste Zeit seines Lebens GEWESEN!

Leider kam ich ausserhalb der Pfarrei-Zeiten in Bad Münstereifel und an der alten Benediktiner-Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria (hübscher Name, wie ich finde) an. Ich versuchte noch telefonisch dort jemanden zu erreichen, der mir meinen heiss ersehnten Stempel hätte geben können, aber ausser dem Anrufbeantworter erreichte ich niemanden im Pfarrbüro.

 

Recherschen zur Folge sollte der Stempel aber auch frei zugänglich im Seiten-Eingang der großen Kirche aufzufinden sein.

Normalerweise...leider nicht zu Corona-Zeiten... also habe ich wenigsten ein Bild vom leeren Kästchen und den darin zu sehenden Stempelversuchen meiner vorherigen Pilgerkollegen und Kolleginnen gemacht

Ich musste den gesamten Weg zu meinem Wohnwagen in Euskirchen noch zurück. Mir graute ein wenig vor der Strecke, war ich doch eh schon ziemlich fertig. Mein Fahrrad stand dort wo ich es abgestellte hatte, ich zog den Helm auf und trat in die Pedalen.

So gemein.... für den gesamten Weg zurück, der zugegebenerweise nur über Fahrradwege führte, brauchte ich ein kleine winzige Stunde. Im Gegensatz zu den vielen Stunden die ich zu Fuß unterwegs war.

 

Ich hasse Selfies und kann sie auch nur ganz schlecht machen, aber ich glaube, man sieht wie glücklich und zufrieden ich bin.

 

Mit letzter Kraft hievte ich das Fahrrad wieder auf den Träger, lies den Motor an und fuhr wieder mal zurück nach Bad Münstereifel auf den Stellplatz, ließ mein Bett herunter und schlief sofort ein