von Bad Münstereifel nach Blankenheim (19.06.2020)

"Südlich von Bad Münstereifel beginnt der ANSTIEG auf die in einzelne BERGRÜCKEN gegliederte Kalkeifel. Der Weg führt über die offene Hochfläche, durch den bewaldeten Paffenbusch, durch Wiesentäler und kleine Orte"

 

So steht es in meinem Pilgerbuch, ausser dass es dort die Hervorhebung durch Großschreibung nicht gibt. Diese Etappe beträgt 21 Kilometer

(in Worten: Einundzwanzig). Meine persönliche erste Angststrecke. An Wochenenden in Köln war das höchste was ich gewandert bin 13,5 Kilometer. Am 16.06.2020 mit der Etappe Euskirchen/Bad Münstereifel habe ich meinen persönlichen Rekord mit 16,5 Kilometer gebrochen.

 

Aber 21 Kilometer das konnte ich mir nicht vorstellen. Ausser lauter Angst, es nicht zu schaffen und mich nur ja nicht unter Druck zu setzen, habe ich von Anbeginn, in meinem Rucksack einen Schlafanzug und eine Zahnbürste, damit, wenn ich zusammenbreche, ich irgendwo einkehren kann.

 

Aus diesem Grunde habe ich auch bei dieser Strecke eine andere Vorgehensweise gewählt. War doch die Idee, dass wenn ich WIRKLICH ankommen sollte, ich mit Sicherheit nicht mehr in der Lage gewesen wäre mit dem Fahrrad zu meinem Wohnmobil zurück zu fahren.

 

Aus diesem Grunde war ich bereits seit Mittwoch in Blankenheim und bin nun endlich am Freitagmorgen mit einem sogenannten Taxibus zurück nach Bad Münstereifel gefahren (Hier im Kreis Euskirchen ersetzen Taxis wenig befahrenen Busstrecken bzw Buszeiten. Man fährt bequem mit einem Taxi eine Strecke die sonst locker 40,00 - 50,00 Euro kosten würde, für 4,20 Euro. Voraussetzung man meldet sich vorher an).

 

Dort angekommen setzte ich mich erst einmal in eine Eisdiele am Rathaus und genehmigte mir einen Latte Macciato. Glockenschlag 12:00 Uhr machte ich mich durch das Heisterbacher Tor im Süden der Stadt an meinem persönlichen ANSTIEG. Ich rechnete nicht damit vor 20:00 Uhr mein Wohnmobil wieder zu sehen, wenn denn dann überhaupt

Auf meinem ersten Bergrücken oben angekommen, führte der Weg mich wunderschön durch ein kleines Stückchen Wald unf im Anschluß auf freies Feld. Ich war stolz wie Oskar die erste Steigung geschafft zu haben und fing an, mich ein wenig auf die Herausforderung zu freuen.

Der Weg wechselte wie das Wetter. Von Höhen zu Tälern, zu Wäldern oder Wiesen. Zwischenurch begleiteten mich Sonne, Wolken und Wind. Aber es regnete dieses Mal nicht ein einziges Mal.

Endlich erreichte ich meinen ersten bewohnten Ort und die Kapelle von Roderath. Ich zündete ein Kerzchen für meine Freundin an und durfte den ersten Stempel auf dieser Etappe erhalten. Dann ging es weiter Richtung Engelgau. In meiner Vorstellung war dies ein himmlischer Ort, der schon ganz nah an Blankenheim lag.

Engelgau war überhaupt nicht himmlisch. Um die Kirche herum wurde gebaggert und gebaut, die Kirche war verschlossen und wie weit Engelgau von Blankenheim noch entfernt ist, wollte ich schon gar nicht mehr wissen.

Dafür wurde der Weg aus Engelgau heraus jetzt wunderschön und führte zur Wallfahrtskapelle St. Servatius auch Ahekapelle genannt.

Ich hatte mir einen schönen Ort für eine Rast gewünscht und als ich ankam brach sogar die Sonne richtig heiss hinter den Wolken hervor.

Ich war besänftigt und zufrieden. Insbesondere als ich eine weitere Pilgerin die Stufen zur Kapelle heraufklettern sah, die einen weitaus fertigeren Eindruck machte als ich zuvor.

Und dann war es da! Dieses Schild mit dem ich niemals gerechnet hatte. Ich war nur noch 6,7 Kilometer von Blankenheim entfernt!!!

Ich habe vor Glück sogar kurz geweint. 6,7 Kilometer NUR noch. Ich würde es schaffen!

Vor mir braute sich ein Unwetter zusammen, aber es war ein wunderbares ergreifendes Schauspiel. Ich hatte auch überhaupt keine Angst, sondern ich wußte, es würde alles gut werden.

Hinter mir strahlender Sonnenschein.... Ich sah es nicht als negatives Zeichen, ich wußte, alles würde gut.

Es ging wieder in den Wald, aber der Weg führte weg von der Gewitterfront, wieder in strahlend schönen Himmel.

Und ich ging und sang und freute mich einen so schönen Weg laufen zu können.

 

Und dann kamen sie wieder, Schilder!!!

Ich lief und lief und lief und ich dachte, ich müsse doch schon dreimal wieder angekommen sein und trotzdem schmolzen die Kilometer nur unerträglich langsam vor sich hin. Bis ich begriff, ich fuhr nicht Fahrrad, sondern ich befand mich auf dem Jakobsweg und diese beiden Wege waren nicht die gleichen, sondern trafen sich nur hin und wieder

Endlich!

 

Aber zu Hause war ich noch lange nicht. Es ging wieder von der Straße weg, hinein in den Wald und hinauf zur Burg.

Und dann stand sie da. Mitten in der Abendsonne. Still, leer, wartend und ich hatte noch eine Apfelsine......, die Burg musste warten...

Ja, nach sechs Stunden wandern sollte man die Schuhe nicht ausziehen, wenn man noch nicht am Ziel ist.

Gut, ich weiß das dann fürs nächste Mal.

Und dann ging es wieder durch den Wald und dann war sie endlich da. In Ihrer ganzen Pracht:

"Die steinerne Burganlage auf dem Bergrücken dominiert das geschützt im Tal liegende Fachwerkstädtchen an der Ahrquelle"

 

Jetzt ist es eine Jugendherberge.

Ich hab's geschafft!

 

Dankbar und glücklich, bin ich dann nur noch mit einem Döner nach Hause gehumpelt und nach dem Essen ins Bett, nein nicht gefallen, sondern geklettert ;)