von Waxweiler nach Neuerburg (03.07.2020)

ein entspannter Tag mit dem Fahrrad

Bisher hat der liebe Gott immer dafür Sorge getragen, dass ich beste Pilgerbedingungen, zumindest was das Wetter angeht, vorgefunden habe.

So war es denn auch heute. Vor mir lag eine Tour von "nur" 18 km.

 

Wenn man davon ausgeht, dass die jeweiligen Pilgeretappen immer weitaus mehr Kilometer haben als die "normalen" Entfernungen von Ort zu Ort, so würde dies bedeuten, dass ich insgesamt 36 km hin und zurück vor mir hatte. Mit dem Fahrrad, selbst hier in der Eifel eine mittlerweile für mich zu schaffende Entfernung.

 

Der Pilgerführer unkte wieder einmal:

"Wegstrecken zu Fuß und per Rad sind weitgehend identisch. Schwierigkeitsgrad: mittel bis hoch, Steigung vor allem von Waxweiler nach Krautscheid (von 340 m auf 520 m), zum Teil auf befestigten und teilweise geteerten Feldwegen"

Die Steigung war bei den Höhenmetern-Unterschieden nicht von schlechten Eltern. Dadurch, dass es aber fast nur auf geteerten Feldwegen voran ging und es auch nicht so heiss war, war das Schieben des Fahrrades zwar nicht einfach, aber langsam und gemütlich machbar.

Wie meine Weggefährten habe ich einfach öfter mal ein Schiebepäuschen eingelegt...

 ...  und die, wie immer traumhaft schöne Landschaft bewundert. Auch mit der Jakobus-Gesellschaft in Trier, die seit Prüm für die Beschilderung des Weges verantwortlich ist, habe ich meinen Frieden geschlossen, denn, wie man sieht, tauchen aufeinmal wieder sinnvolle Muscheln auf, die sogar Richtungspfeile aufweisen.

Na, und dann war da auch schon dieses Schild, dass mir zeigte, dass ich 5 kmSteigung geschafft hatte und diese Häuser zu Krautscheid gehörten.

St. Valentin in Krautscheid eine kleine Kapelle am Wegesrand

Danach ging es über sanfte Hügel meistens bergab und ich konnte wunderschön mit meinem Fahrrad rollen, freute mich des Lebens um dann festzustellen, ich hatte meine Muscheln verloren. Ich hatte mich verfahren. Ich kam auf einer Autostrasse heraus und es wären nur noch 6 Kilometer bis Neuerburg gewesen, aber der Weg war falsch.

Also wanderte ich zurück, dass was ich vorher freudig gerollt war, trampelte und schob ich nun zurück nach Ammeldingen

Ich wurde belohnt mit einer wunderschönen Kirche, deren Innenleben so erhaben und schön wirkte, dass ich fast ein wenig weinen musste,

um dann festzustellen, dass es keinen Stempel gab und ich fast ein wenig fluchen musste. Tat ich aber nicht, hatte ja gerade ein Kerzchen angezündet, da passte fluchen nicht so.

Stattdessen machte ich mich auf den Weg zu Familie Mayer im Kapellenweg 16, welches das zweitletzte Haus auf dem Pilgerweg sei. So zumindest stand es auf dem Zettel, der an der Stelle befestigt war, wo früher vielleicht einmal das Stempelkissen lag.

Familie Meyer hatte vom lieben Gott ein so wunderschönes Plätzchen Erde geschenkt bekommen (gut in wirklichkeit hat Herr Meyer wohl schwer dafür arbeiten müssen um sich das Land zu leisten), dass ich am liebsten alles fotografiert hätte, aber das ging ja nicht, wer weiß was Familie Meyer dazu gesagt hätte. Ich bekam meinen Stempel von St. Isidor und die Versicherung, dass es jetzt ja wirklich nur noch bergab nach Neuerburg ging

Schnell wie der Wind war ich am Ortseingang und stellte fest, dass Neuerburg wirklich in einer Talmulde liegt. Es ging so steil bergab, dass ich anfangs vom Fahrrad abstieg, weil ich dachte, dass meine Bremsen das nicht aushalten würden. Ich musste mich aber entscheiden zwischen meinen Knieen oder meinen Bremsen.

 

Meine Kniee waren mir wichtiger und ich fuhr mit beiden angezogenen Bremsen bis ins Tal.

St. Nikolaus in Neuerburg am Fusse der Burg erbaut.

Nun war ich also angekommen. Es war später Nachmittag und ich fuhr weiter zu meinem Campingplatz den ich von der netten Familie Meyer empfohlen bekommen hatte. Dort angekommen fragte ich nach einem Plätzchen für den nächsten Tag und seltsamerweise war auch das kein Problem. Die nette Holländerin die den Platz mit ihrem Mann betrieb, gab mir noch den Tipp ich solle Fahrradwege zurückfahren. Dies wäre zwar kilometermässig viel, aber so würde ich mir die Steigung rauf nach Krautscheid ersparen.

Ich dachte nur: pööhh, die Steigung hatte ich doch schliesslich heute morgen auch schon geschafft und jetzt irgendwie über 30 Kilometer nochmal zurück zufahren, darauf hatte ich nicht so richtig Nerv.

 

Kurz entschlossen schaltete ich meinen Freund Googlemaps ein und machte mich auf den direkten Weg.

 

Ich werde nie wieder großkotzig sein! Google sagte irgendwann, ich solle von der Strasse, die eigentlich völlig stressfrei zu treten war, runter und einem kleinen Waldweg folgen. Ich meinte den Weg von vormittags wieder zu erkennen. Bis Google sagte: "leicht rechts"

 

Leicht rechts ging es einen Waldweg HOCH in die Wälder. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies richtig sein sollte und versuchte verschiedene Möglichkeiten mit dem Handy auszuloten. Es war richtig. Ich sollte mit dem Fahrrad und mir diesen Weg hochkraxeln.

Es hatte wirklich nichts mehr mit schieben zu tun und ich dachte nur, irgendwann wirst du oben sein und dann ist alles gut.

 

Dieses Irgendwann zog sich wie Kaugummi. Mittlerweile war ich soweit, dass ich auch nicht mehr umkehren wollte, ganz zu schweigen von KÖNNEN. Weil ein Fahrrad einen winzigen zugewachsenen, von runtergefallenen Ästen und zugemoosten Stellen fast nicht sichtbaren Weg  hochzudrücken oder ihn doch wieder zurück zu gehen, wäre nur auf Kosten meines Rades gegangen.

Endlich kam ich auf der Straße wieder raus. Vorher war ich wieder endlos lange über Wege geschoben die nur gemähte Rasenfelder waren, die aber zu meiner K 50 führten.

 

Am Wegesrand der K 50 lag das kleine Örtchen Uppershausen,

wie sinnig!

Es waren nur 37,26 Kilometer, aber die Kilometer, die ich davon nicht auf dem Fahrrad gesessen habe, die hatten es in sich.

 

Der geneigte Leser kann sich vorstellen wie gut ich auch in dieser Nacht wieder geschlafen habe