Immer diese Ruhetage...

... 14. - 19. Juli 2020

Eigentlich hatte ich ja vorgehabt Dienstagmorgen schon aus Echternach zu verschwinden. Da ich aber abends erst spät wieder am Wohnmobil war, hatte ich dann nicht mehr viel Nerv noch zusammenzupacken um morgens pünktlich um 11:00 den Platz verlassen zu können.

Bin stattdessen dann erst einmal ausgiebig duschen gegangen und habe meinen Füßen eine Fußpackung gegönnt. Das war dann wohl aber genau das Falsche. Als ich nach den 20 Minuten Einwirkzeit den Rest der Creme einmassieren wollte, stellte ich fest was mich so richtig geärgert hatte.

Aus der gereizten Stelle war eine ausgewachsene Wasserblase unter dem rechten Fuß geworden und meine linke Ferse tat mir auch höllisch weh. Da sieht man mal wieder was Schuhwerk doch alles anrichten kann.

 

Am nächsten Morgen sah die Welt auch nicht viel besser aus. Ich hatte zwar gut geschlafen, aber in meinem Kopf kreisten schon wieder so Gedanken wie: "Na toll!! Das wars jetzt. Jetzt kannst Du nicht mehr weiter wandern...." 

Weltuntergangsstimmungsmäßig frühstückte ich erstmal und lies mich im Anschluß von meiner Mama trösten. Die meinte, warum ich denn nicht einfach ein Blasenpflaster draufkleben würde. Die würden echt gut helfen.

Vorstellen  konnte ich mir das zwar nicht. Immerhin war die Blase genau da, wo der Fuß immer den Boden berührte und der Ballen bei jedem Schritt abrollte.

 

Wie von Zauberhand half das Pflaster und auch diesmal drohte ich zu überleben :)

Der Sportplatz in Welschbillig

Die Taxifahrerin, die mich Montag zurück nach Echternach gefahren hatte, meinte, es würde zwar keinen Stellplatz in Welschbillig geben, aber für eine Nacht könnte ich mich doch stressfrei auf den im Moment wegen Corona nicht genutzen Sportplatz-Parkplatz stellen. Sie war sogar so nett und zeigte mir bei unserer Rückfahrt den Platz.

 

Die Tatsache, dass sie mir auch von ihren Überlegungen erzählte, dass sie glauben würde, dass die Brücken zwischen Luxemburg und Deutschland wohl nicht mehr lange offen seien und die neuesten Nachrichten im Radio in Sachen Corona in Luxemburg, liessen mich dann doch zügig zusammen packen und Mittwochmorgen den Echternacher Campingplatz verlassen. Ich hatte wenig Lust, 14 Tage in Quarantäne in Rheinland Pfalz zu gehen, nur weil ich gerade aus Luxemburg kam. Die Saarländer hatten dies am Dienstag nämlich gerade beschlossen.

 

Ich war mir nach wie vor nicht sicher, wie meine weitere Streckenplanung aussehen würde. Erst dachte ich, ich bringe mein Fahrrad direkt nach Trier um dann von Welschbillig 22 Kilometer nach Trier zu wandern und mit dem Fahrrad zurück zu fahren.

Oder ob ich doch besser wegen meines Fußes eine Fahrrad-Etappe nach Trier machen sollte.

Gegen letzteres sprach natürlich wieder einmal mein Pilgerführer, der schon bei der Etappe Echternach -Welschbillig warnte: "da vor allem die Etappe Welschbillig-Trier für Fahrradfahrer sehr anstrengend ist, kann man als Alternative direkt weiter im Sauertal bis zur Mosel und dann nach Trier fahren".

Ich war hin und her gerissen und fuhr erst einmal den Sportplatz an. Dort holte ich mein Fahrrad vom Gepäckträger und fuhr fussschonend in den Ort. Ich hatte am Montag als ich auf dem Mäuerchen an der Kirche sitzen meinen Amarenabecher verspeist hatte, gegenüber einen Italiener gesehen.

 

Dorthin fuhr ich jetzt und aß eine, für diesen kleinen Ort, hervorragende Meeresplatte. Als Vorspeise gönnte ich mir Carpaccio und zum Nachtisch trank ich einen Eiskaffee.

Ich war wieder vollständig mit der Welt versöhnt.

 

Nach dem Essen blieb ich einfach noch ein wenig in der Sonne sitzen und plante mit meiner wiedergefundenen Wander-App eine vielleicht kürzere Strecke, die mich im Rundweg nach Welschbillig zu Fuß zurückführen sollte.

 

Auch diese Entscheidung wollte ich dann am nächsten Morgen treffen, wenn ich sah wie es meinem Fuß ging.

Ich fuhr zu meinem 5-Sterne-Stellplatz zurück und setzte mich in mein kleines Heim um noch ein wenig von der Wanderung nach Welschbillig in meinem Blog zu schreiben.

 

So still und verlassen wie ich dachte, war der Sportplatz allerdings nicht. Ein Auto nach dem anderen fuhr im halbstündigen Rhythmus an mir vorbei nach hinten zum Platz, wo der Ort seine Container für Braun-, Grün- und Weißglasflaschen aufgestellt hatte. Ebenfalls gab es eine Ansammlung von Biomüllcontainern, die aber wiederum nur mit einem Schlüssel zu öffnen waren.

 

Na das konnte ja heiter werden. Wer weiß ob dieser leere, schöne Platz nicht auch abends von der Dorfjugend zum Stelldichein benutzt würde.

Während ich so dachte und weiterschrieb hörte ich immer wieder gequälte leise quitschende Geräusche, die ich aber nicht so richtig zuordnen konnte.

Bis mir dann pötzlich bewusst wurde, dass ich mich ja geschickterweise unter Bäume gestellt hatte, deren Äste an dieser Stelle so tiefhängend waren, dass sie schon beim Einparken mein Fahrzeugdach gestreift hatten.

Machmal ist man ja, oder ich zumindest, etwas dämlich angehaucht. Beim Einparken hätte ich schon merken müssen, dass das keine gute Idee gewesen ist, so zu stehen, dass die Äste auf dem Dach zu liegen kommen.

 

Mittlerweile war es schon spät, ich hatte mein Bett eingerichtet, sodass es nicht mehr in Endposition zu fahren war (Mein Wohnmobil hat leider einen kleinen für mich sehr großen Nachteil: Nur wenn das Hubbett in der obersten Position steht, darf das Fahrzeug bewegt werden, da ansonsten die Elektronik des Bettes kaputt gehen könnte. Dies bedeutet, dass ich auf dem Bett weder Bettzeug noch meinen 5 cm hohen zusätzlichen Matratzen-Topper liegen lassen kann, wenn ich von Ort zu Ort fahre), und mein Fahrrad hatte ich hinten am heruntergelassenen Fahrträger angekettet. Es war also nicht daran zu denken, mal eben so, meine Parkposition zu ändern.

Ich ging gottergeben ins Bett, mit dem Gedanken, mich dann halt eben an dieses leise weinende Geräusch zu gewöhnen. Permanent prasselnder Regen wäre bestimmt schlimmer.

 

Ich lag im Bett und tat kein Auge zu. Es war kein permanentes Geräusch, vielmehr ein stetig sich in unregelmässigen Abständen wiederholendes Geräusch. Leise quietschend schob ein Ast immer wieder über die GFK-Beschichtung meines Daches und in meinem Kopf grub er mit jedem darüber Schleifen eine tiefere Furche in mein Dach. Ich steckte mir Oropax in die Ohren. Es half nichts. Im Halbschlaf baute ich die Geräusche in meine Einschlafträume ein und ich wachte imme wieder gepeinigt vom Wehklagen des Daches auf.

 

Um zwei Uhr mitten in der Nacht gab ich den Kampf auf. Ich schmiss alles an Decken und Kissen von oben auf den Fahrersitz, rollte meinen 5 cm hohen Topper zusammen und hievte ihn vom Bett runter auf den Tisch.

 

Dann fuhr ich das Bett in Endposition und begann alle herunterfallen könnenden Sachen wie Flaschen, Tassen und Geschirr wegzuräumen.

Schliesslich sprang ich, eine Taschenlampe umgehängterweise panisch aus der Tür. Hatte ich doch vor nichts soviel Horror wie vor in der Nacht durch die Tür reinfliegenden Viecher.

 

Ich kettete mein Fahrrad los immer mit dem Gedanken, hoffentlich denkt kein vorbeikommender Passant, ich wolle das Wohnmobil klauen. Hechtete auf den Fahrersitzt und liess den Wagen an. Vorsichtig fuhr ich wenige Meter unter den Ästen hervor und brachte den Wagen wieder zum Stehen. Jetzt noch schnell das Fahrrad wieder anschliessen, Bett runter und schlafen.

Es war wohl kurz vor drei bis ich endlich eingeschlafen war.

Um sieben Uhr meinten die ersten Menschen ihren Müll wegbringen zu müssen...

 

Meine wie auch immer gearteten Pläne vom Weiterwandern, waren für den nächsten Tag gestorben und ich fuhr direkt nach Trier, wo ich mich eigentlich erst für Freitag schon auf einem Campingplatz online angemeldet hatte.

Camping in Trier

Der Platz selber war schon schwer in die Jahre gekommen, machte aber einen großen Unterschied, ob man mit dem Wohnmobil auf den Campingplatz wollte oder auf den Stellplatz. Auf dem ganzen Campingplatz standen vielleicht 10 kleine Zelte, ansonsten nur Wohnmobile und vereinzelte Wohnwagen. Alles war durch Zäune und Tore gegen unbefugtes Betreten und zur Trennung vom Stellplatz abgesichert.

Der Stellplatz war einfach ein großer Parklatz mit Stromsäulen, wo man dicht an dicht stand und es seltsam grotesk wirkte, wenn zwischen dicken Wohnmobilen Menschen auf ihren kleinen Campingstühlen saßen.

 

Es war gut, dass ich mich auf dem Campingplatz einquartiert und dort eigentlich den schönsten Platz, sogar mit kleiner Hecke erwischt hatte.

Wie gesagt, eigentlich war der Platz hässlich, aber er lag direkt an der Mosel, super nah zum Ortskern von Trier, hatte W-Lan, Sateliten- und LTE-Empfang und das schrecklichste war: 500 Meter vom Platz war ein riesengroßer Camping-Zubehör-Laden.

 

Donnerstag bin ich dann dort erst einmal eingekehrt und habe so Kleinigkeiten von denen ich glaubte, dass sie mir fehlten, besorgt. Wie schön auf dem Bild zu erkennen ist, habe ich jetzt Abspannseile für meine Markise.

Freitag war ich mit dem Rad in der Stadt um ein paar Lebensmittel einzukaufen und im Anschluß wieder bei Berger.

Samstag kam mich mein Pilger-Coach und Lektor besuchen und wir waren gemeinsam nochmal in dem bösen Laden. Nun habe ich auch einen kleinen Gasgrill, den ich sogar in meinem Wohnmobil transportieren kann.

Ich glaube, es waren die teuersten drei Tage meiner gesamten Pilgerfahrt.

Es ist schon ziemlich geil, wenn man einen Freund hat, der das was man tut, so unterstützt, indem er sogar hinter her gereist kommt, um Dir Dinge mitzubringen, die Du noch benötigst oder aber um eine ganze Menge unnützen Ballast einfach schon mal wieder mit nach Hause zu nehmen.

Immer mehr stellt sich nämlich für mich heraus, dass ich sicherlich mit der Hälfte an Krempel hätte losfahren können, als das was ich dabei habe.

Leider habe ich seit ein paar Tagen ein zusätzliches Wehwehchen, welches sich aber erst seit gestern als ein solches heraus kristallisiert hat.

Seit einiger Zeit schon habe ich, wenn ich mich auf das linke Knie kniee, das Gefühl als hätte ich dort eine Schürfwunde. Es fühlte sich also wie ein äusserlicher Schmerz an. Dort ist aber nichts zu sehen. Seit gestern nun spüre ich, dass es etwas unterhalb des Kniees innen drin ist.

Keine Ahnung. Eine Überanstrengung kann es ja nun eigentlich nicht sein, bin ich doch heute im sechsten Ruhetag. Aber vielleicht ist genau das der Fehler. Ich muss wieder laufen.

Deswegen sieht der Plan auch vor, dass ich morgen mit dem Fahrrad zurück nach Welschbillig und wieder nach Trier radele. Schließlich fehlt mir diese Strecke noch. Mittwoch würde ich dann Trier und die acht Pilgerstationen im Ort besuchen und zum Wochenende geht es dann nach Merzkirchen.

 

Lediglich bei der Grenzüberschreitung nach Frankreich muss ich mir etwas einfallen lassen. Eigentlich würde ich von Merzkirchen nach Perl und dann über die Mosel nach Schengen. Schengen liegt aber in Luxemburg und ich habe keine Ahnung, wie es im Moment ausschaut, ob die Franzosen mich dann in ihr Land lassen, wenn ich aus Schengen komme.

 

Aber bis dahin habe ich ja noch ein paar Tage Zeit um zu entscheiden was ich wie mache.